Kelter Linsenhofen: Gemeinde Frickenhausen

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Die Kelter in Linsenhofen

Sie suchen Informationen über die Geschichte der Kelter Linsenhofen oder sind auf der Suche nach Wissenswertem rund um den Bau und die Konstruktion? Oder interessieren Sie sich für die heutige Nutzung der Kelter Linsenhofen? Dann sind Sie hier richtig. Stöbern Sie doch einfach mal.

Enthüllung der Thementafel an der Kelter in Linsenhofen

Die Thementafel an der Kelter in Linsenhofen, die über den Werdegang des Keltergebäudes informiert, wurde am Donnerstag, den 9. Juni 2016 enthüllt. 
Ortsvorsteherin Regine Theimer begrüßte Ortsvorsteher a.D. Helmut Weiß, der die Entstehung der Tafel von Beginn an begleitet hat, Vertreter des Bürgervereins Kelter Linsenhofen e.V., Vertreter des Ortschaftsrats, Edda Handel als archivarische Begleiterin der Thementafel sowie Claudia Reisert, Designwerkstatt Reisert und Dietmar Faude, Ika-designup.

Frau Theimer bedankte sich herzlich bei allen, die sich am Entstehen der gelungenen Tafel beteiligt haben und Ortsvorsteher a.D. Helmut Weiß berichtete über die Entstehungsgeschichte der Thementafel. Die Kelter Linsenhofen wurde urkundlich erstmals im Jahr 1526 beschrieben und 1823 vergrößert, um sie auch als Obstkelter nutzen zu können. 1985 wurden Abbruchbeschlüsse aus den Jahren 1974 und 1978 aufgehoben und die Kelter einfach saniert. Zwischen 2006 bis 2008 wurde die Kelter durch den eigens dafür gegründeten Bürgerverein Kelter Linsenhofen e.V. grundlegend saniert und stellt heute ein Schmuckstück auf dem Kelterplatz in Linsenhofen dar.

Informationen über die Kelter Linsenhofen finden Sie auch auf der Homepage der Gemeinde Frickenhausen unter der Rubrik Ortsgeschichte – Historische Gebäude – Kelter Linsenhofen. Auf der Thementafel (6,016 MiB) selber finden Sie einen QR-Code, über den Sie ebenfalls zu diesen Informationen gelangen.

Ortsvorsteherin 
Regine Theimer

Historie der Kelter Linsenhofen

Die Geschichte der Kelter Linsenhofen und deren Erhalt durch den Bürgerverein „Kelter Linsenhofen e.V.“ Am 12. Mai 2011 wurde die Kelter Linsenhofen offiziell eingeweiht und wird seitdem für vielfältige Veranstaltungen genutzt.

bis 1400

„Linsinhofen“ wird erstmals Anfang des 12. Jahrhunderts schriftlich erwähnt. 1301 gelangte der Ort mit der Herrschaft Neuffen an die Grafen von Württemberg. Der Gemeinde stand ein Schultheiß vor, was seit 1437 nachweisbar ist. Erwähnt wird der Weinbau in Linsenhofen erstmals 1359, dürfte aber schon wesentlich früher stattgefunden haben.

1500 bis 1600

Erstmals urkundlich beschrieben wurde die Kelter 1526; unklar bleibt, wann der Kelterbau errichtet wurde und ob er bereits einen mittelalterlichen Vorgänger hatte. 1526 war die Kelter mit drei Kelterbäumen ausgestattet, mächtige Hebelpressen aus Holz, mit denen die Maische gepresst wurde. Bemerkenswert ist, dass die Kelter in Linsenhofen schon damals im Eigentum der dörflichen Gemeinde ist; es handelt sich nicht um eine Herrschaftskelter wie in den meisten Orten der Umgebung. Gemeinschaftlich genutzt wurde sie zeitweise auch als Erntelager und Schafstall. Zwischen 1556 und 1577 erhielt die Kelter nachweislich ihren sechsten Baum, sie wurde im 16. Jahrhundert also auf das doppelte ihrer früheren Kapazität erweitert, was auf blühenden Weinbau und wachsende Rebflächen hinweist.

1700 bis 1800

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde die Kelter erweitert. Anders als in Frickenhausen, wo die Weinbaufläche um das Jahr 1788 zurückgeht, gewinnt  der Weinbau in Linsenhofen zunächst an Bedeutung. Hier wurde der „Linsenhofer Sandwein“ gekeltert, der sich – gemeinsam mit dem Neuffener Wein – großer Beliebtheit erfreute. Ab der Mitte des Jahrhunderts begann der Rückgang des Weinbaus. Dennoch wurde 1823 die Kelter Linsenhofen repariert und vergrößert, um sie auch als Obstkelter nutzen zu können.

1900 bis 2000

In diesen Jahren diente die Kelter zum Ausbau der am Ort angebauten Weintrauben und des Obstes. Ebenso wurde die Kelter von den Bürgern als Lagerraum genutzt. So lagerten dort beispielsweise Holzzuber und Leitern. Insgesamt war die Nutzung für die Gemeinde jedoch nicht gewinnbringend, so dass in den 60er Jahren überlegt wurde, anstelle der Kelter eine Mehrzweckhalle zu bauen. In den 70er Jahren sollte ein Feuerwehrgerätehaus entstehen, was aber auch nicht realisiert wurde. 1974 beschloss der Gemeinderat Linsenhofen, die Kelter nicht zu renovieren oder zu erhalten.

Nach der Gemeindereform bestätigte der Ortschaftsrat 1978 diese Empfehlung: Die Kelter sollte abgebrochen werden. Das Landesdenkmalamt jedoch lehnte einen Abbruch ab und stellte der Gemeinde einen fünfzigprozentigen Zuschuss für werterhaltende Maßnahmen in Aussicht. Dies führte zur Wende und bedeutete glücklicherweise den Erhalt der Kelter für Linsenhofen. Die Abbruchbeschlüsse wurden in den Jahren bis 1985 wieder aufgehoben. Die Kelter wurde nach einfachen Sanierungsmaßnahmen weiterhin als Lager für den Bauhof und für Weinfeste, Kirbe und Pflasterhock genutzt. Auch die Mosterei war weiterhin in der Kelter untergebracht.

ab 2000

Im Jahr 2005 wurde der „Bürgerverein Kelter Linsenhofen e.V.“ von 40 Mitgliedern unter Leitung des ersten Vorsitzenden Peter Kowallek gegründet, um die Instandsetzung der nahezu baufälligen Kelter zu erreichen. Bei der zwischen November 2006 und August 2008 durchgeführten Tragwerkssanierung wurden die im Laufe der Jahrhunderte aufgetretenen Schadstellen mit den ursprünglichen Holzarten beseitigt und nur mit Holzdübeln in historischer Technik verbunden.

Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg unterstützte die Arbeiten am Bau unter dem Motto „Bürger retten Denkmale“. Es gelang, für die Renovierung Gelder zu bekommen: das Regierungspräsidium und die Denkmalstiftung beteiligten sich, die Gemeinde Frickenhausen und vor allem über 4000 Stunden freiwilliger Arbeit des Vereins und seiner Mitglieder machten es möglich, das gewaltige Vorhaben zu verwirklichen.

Bau & Konstruktion

Die mächtige Kelter hat eine Grundfläche von 32,5 m auf 20 m und eine Firsthöhe von 12,35 m. Ihre spätmittelalterliche Holzkonstruktion ist in Längsrichtung durch sieben Bundachsen gegliedert und ruht auf Sohlhölzern, die kraftschlüssig mit den Sandsteinsockeln verbunden sind. In der Längsachse stehen die sieben Bundstützen auf Sandstein-Einzelfundamenten. Von der Ebene „0“ bis Ebene „1“ in ca. 6 m Höhe sind im Dach liegende Stühle eingebaut, darüber folgt ein stehender Stuhl. Die Haupttragglieder bestehen aus Eichenholz, während Nadelholz im Wesentlichen für die Dachsparren verwendet wurde. Sämtliche Verbindungen und Anschlüsse sind mit Holznägeln gesichert. 

Die Kelter präsentiert sich heute wieder in ihrer ursprünglichen Gestalt und wird so ihrem Stellenwert als Kulturdenkmal gerecht. Das imposante Erscheinungsbild wird durch die mächtige Holzkonstruktion bestimmt, die das großflächige Dach trägt.

Heutige Nutzung

Die Kelter Linsenhofen wird seit der Renovierung durch den Kelterverein Linsenhofen e.V. für einige Veranstaltungen der Gemeinde genutzt. So wird zum Beispiel am 30.04. der Maibaum auf dem Kelterplatz aufgestellt. Im Juni findet der Pflasterhock in und um die Kelter statt. Im Herbst kann man sein aufgelesenes Obst in die Kelter zum Mosten bringen und dort entweder zu Most oder Saft verarbeiten.

Doch nicht nur für gemeindeeigene Veranstaltungen bietet die Kelter Linsenhofen einen ansprechenden Rahmen. So ist die Kelter beispielsweise alle zwei Jahre im November die Kulisse für den Linsenhöfer Genusstag. Oder Schauplatz für ein Jubiläumskonzert des Musikvereins Linsenhofen.

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